60 % der Deutschen arbeiteten im letzten Jahr von zuhause aus und die Tendenz steigt. Bereits jetzt ist absehbar, dass Unternehmen dem mobilen Arbeiten in Zukunft einen größeren Stellenwert einräumen werden. Das Homeoffice bietet viele Freiheiten. Doch es ist nicht alles Gold was glänzt. Denn der Mensch ist ein soziales Wesen und soziale Distanz – auch im Arbeitsleben – macht etwas mit uns. Die längeren Einzelarbeiten hinterlassen ihre Spuren. Zeit, sich Gedanken zu machen. Wie kann ein digitales Miteinander gelingen?
Arbeiten nach dem eigenen Biorhythmus
Laut einer Umfrage bewerten zunächst Arbeitnehmer*innen die wachsenden Freiheiten, die mit dem Homeoffice einhergehen überwiegend positiv. Am meisten werden die Zeitersparnis durch den fehlenden Arbeitsweg, die freiere Arbeitszeitgestaltung sowie der fehlende Dresscode geschätzt. Ist ja auch irgendwie logisch: Anstatt sich morgens durch den kollektiven Rushhour-Wahnsinn zu quälen und dann verschwitzt mit verquollenen Augen im Büro anzukommen, räkelt man sich jetzt genüsslich noch einmal, bevor man den Laptop aufklappt. Volle Bus-, Bahn- oder Autofahrten kann man sich von nun an sparen. Und auf Dauer gewinnt man so eine ganze Menge an Lebenszeit und Qualität dazu!
Auch kann die Flexibilität zum echten Vorteil werden! Während die sogenannten „Early birds“ schon in den frühen Morgenstunden ihre produktivste Phase ausleben können, fällt es manchen Nachteulen leichter, auch spät abends noch auf die Tastatur zu hauen. Arbeiten nach dem eigenen Biorhythmus sozusagen.
Schattenseiten
Das Arbeiten von zuhause hat auch seine Schattenseiten. Denn etwas wird bei dem ersten verträumten Blick aufs heimatliche Arbeiten gerne vergessen: die Einsamkeit, die diese Art des Arbeitens mit sich bringt. Denn wir Menschen sind soziale Wesen mit dem Bedürfnis nach sozialen Kontakten. Selbst, wenn der Plausch mit den Kolleg*innen uns vielleicht manchmal von der Arbeit abhält - sobald niemand mehr zum Plauschen da ist, leiden wir und damit einhergehend auch die Zusammenarbeit im Team.
Home alone?
Unser Alltag ist ohnehin weniger sozial geprägt als früher. Immer mehr Menschen leben allein – in riesigen anonymen Großstädten. Wenn nun auch die Interaktion mit den Kolleg*innen wegfällt, droht die Einsamkeit. Wenn eine klare Struktur fehlt, kann Homeoffice krank machen und Stress verursachen. Umso wichtiger ist es, mit etwas Kreativität den Teamgeist zu stärken. Denn auch an der Zusammenarbeit hinterlässt das Homeoffice seine Spuren. Am heimatlichen Schreibtisch ist man zwar auf sich gestellt, dennoch bleibt man Teil eines Teams. Das kann leicht in Vergessenheit geraten.
Zusammenarbeit braucht nun mal irgendeine Art von Nähe und digitale Zusammenarbeit hat ihre eigenen Regeln. Sie fordert von Führungskräften sowie von Mitarbeiter*innen Einfallsreichtum, um den Teamgeist aufrechtzuerhalten. Denk dran, wo ein Wille ist, da ist bekanntlich auch ein Weg.
Gemeinsam statt einsam
- Gesicht zeigen – Wenn man räumliche Distanz überbrücken will, sind Video-Anrufe ein wahrer Segen! Hier kann man sich zumindest virtuell in die Augen schauen, um persönliche Nähe herzustellen. So können Missverständnisse vermieden, Brücken gebaut und Probleme unter vier Augen besprochen werden. Nutzt dieses Medium so oft und regelmäßig wie möglich
- Plausch vor den Video-Konferenzen – Im Büro unterhält man sich oft per Zufall – beim gemeinsamen Warten auf den Aufzug oder in der Kaffeeküche. Da genau diese kleinen Momente uns im Homeoffice so sehr fehlen, kann es helfen ein paar Minuten vor den Video-Konferenzen online zu gehen. Ein wenig Smalltalk fungiert oft als Türöffner und stellt ganz einfach etwas mehr Nähe her.
- Zusammen zum Online-Lunch – Ergreift doch selbst die Initiative und lade deine liebsten Kantinen-Kolleg*innen zum gemeinsamen virtuellen Mittagessen ein. So sieht man endlich mal das Esszimmer oder die Küche der liebsten Teammitglieder. Auch das kann Nähe herstellen.
- Der Kolleg*innen-Spaziergang – Im Büro wird längst nicht nur gearbeitet, es entstehen auch Freundschaften! Wenn man gemeinsam an Projekten arbeitet oder sich durch kurze Gespräche emotionale Unterstützung anbietet, verbindet das. Im Homeoffice kommt das oft zu kurz. Verabrede dich doch beim nächsten Mal mit deinem/deiner liebsten „Frollege*in“ und spaziere mit ihm oder ihr gemeinsam am Ohr durch die Nachbarschaft. So könnt ihr euch austauschen oder wieder gemeinsam ein kniffliges Problem lösen!
- Kolleg*innen-Roulette – Gerade für größere Unternehmen ist der Mitarbeiterzusammenhalt seit jeher eine Herausforderung. Nun kann man sich etwas von ihnen abschauen. So ist es bei multinationalen Unternehmen zum Beispiel gang und gebe, dass sich zwei Mitarbeiter*innen, die rund auf dem Globus verteilt sind, in einer Art „Blind-Web-Date“ 15 Minuten kennenlernen. Das ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber der Austausch jenseits des engen Kolleg*innenkreises ist eine Chance - sei er noch so kurz.
- Gemeinsam in den Tag starten – Dass Teamevents und gemeinsames Sporttreiben den Mitarbeitendenzusammenhalt stärken und auch noch tolle Gelegenheiten bieten, sich untereinander kennenzulernen, ist schon längst bekannt. Das geht bei Remote Work nicht, denkst du? Geht nicht, gibt’s nicht! Denn man kann sich auch online mit Kolleg*innen zur Sportstunde verabreden. So kann man sich gegenseitig motivieren oder auch gemeinsam lachen, wenn etwas schiefgeht. Da startet man doch gleich viel motivierter in den Tag!
- Feiert gemeinsam Erfolge – Auch via Webmeeting. Gerade im Homeoffice ist es wichtig, nicht in Arbeit zu ertrinken und sich über Dinge zu freuen, die gut funktionieren. Einmal in der Woche eine kleine Runde zu starten, in der das Team kleine und große Erfolge feiern kann, steigert das Wohlbefinden und lässt alle zusammen noch besser an einem Strang ziehen!