Fernbeziehung: Liebe auf Distanz

„Ich hasse unsre Liebe auf Distanz. Ich hab' dich immer kurz, aber nie ganz. Die Trennung macht mich wahnsinnig und wo du warst, das frag' ich nicht. Ich hasse unsre Liebe auf Distanz“. Zusammen mit Antje Schomaker bringt es Revolverheld auf den Punkt. Der Song „Liebe auf Distanz“ hat mittlerweile eine ganz neue Bedeutung bekommen. Aktueller denn je und mit jeder Menge Strahlkraft entwickelt sich beim Zuhören Wehmut. Denn irgendwie nimmt das Wort „Distanz“ in allen zwischenmenschlichen Beziehungen eine Hauptrolle ein. Denn längst gibt es übergeordnete Lebensentwurf-Empfehlungen, die „Liebe auf Distanz“ zum Solidaritätsprinzip gemacht haben.

Vertrauen als Grundlage

Fernbeziehung bedeutet fern sein und doch eine Beziehung miteinander haben. Was im ersten Moment gegensätzlich wirkt, zieht sich in vielen Fällen jedoch an. Denn vielen Menschen, die sich in einer Beziehung befinden, fällt es beispielsweise leichter, in der Ferne Fuß zu fassen, wenn ihnen jemand - trotz Distanz - den Rücken stärkt. Eine neue Umgebung wirkt nicht mehr so fremd, wenn man sie mit dem/der Partner*in erforscht. Auch wenn dies nur über digitale Kanäle stattfinden kann. Ein Begriff, der für Fernbeziehungen elementar ist, lautet „Vertrauen“. Nirgends wird dieses Attribut so großgeschrieben, wie im Rahmen von „Liebe auf Distanz“. Denn wenn das Vertrauen brüchig ist und damit das Fundament einer Liebe nicht trägt, kann eine Fernbeziehung nicht funktionieren. Entscheidend ist es für Paare somit, ihre Beziehung auf eine solide Vertrauensbasis aufzubauen. Nur so lässt sich ein solcher Lebensentwurf durchziehen. Vertrauen bedeutet, sich auf den/die Partner*in verbindlich verlassen zu können. Doch gerade bei frischen Beziehungen kann sich hier ein Problem entwickeln. Denn Vertrauen baut sich zumeist langsam auf und ist nicht von Beginn an unumstößlicher Bestandteil einer Beziehung. Wenn es also darum geht, eine Fernbeziehung mit einem/einer Partner*in zu beginnen, den man noch nicht lange kennt, sollte einem klar sein, dass es keine Garantie für Vertrauen gibt. Es kann nämlich auch schiefgehen.

 

Wege der Kommunikation

Damit eine Fernbeziehung nicht im Desaster endet, ist es von großer Bedeutung, zu kommunizieren. Zwar heißt es in dem Duett „Liebe auf Distanz“: „Die Wochen zwischendurch sind viel zu lang. Am Telefon, das macht uns nur noch krank.“ Und doch liegt genau hier der Schlüssel zu einer erfolgreichen Fernbeziehung. Kommunikation bedeutet Interaktion. Ein Paar interagiert miteinander. Tauscht sich aus. Dabei kann es für manche Paare hilfreich sein, wechselnde Kommunikationswege zu nutzen, sich mal per Videoanruf von Angesicht zu Angesicht auszutauschen oder während eines Telefonats nur der Stimme des/der Anderen zu lauschen. Hier gibt es sicherlich keine Universallösung. Und doch kann es für Paare sehr wichtig sein, über die Kommunikation zu reden. Herauszuhören, welche Kommunikationsformen der/die jeweils Andere bevorzugen könnte. Dabei sollte jedes Paar seinen eigenen Rhythmus finden. Nicht immer muss es der Klang der Stimme sein, der im Mittelpunkt steht. Briefe als klassisches analoges Stilmittel können in einer Fernbeziehung ein überraschendes Element darstellen, weil es so völlig anders ist, als alles, was sich sonst zwischen zwei Smartphones abspielen kann. Auch das digitale Pendant, die E-Mail, taugt, um der Flüchtigkeit von Chatverläufen zu entgehen und mehr Substanz in die Kommunikation mit dem oder der Liebsten zu bringen.

 

Romantische Momente gemeinsam erleben

Der Mensch liebt seine Gewohnheiten. So können wiederkehrende Rituale ein weiterer Schlüssel zu einer wohltuenden „Liebe auf Distanz“ sein. Dabei kann es sich um kleine romantische Momente handeln, die sich Paare überlegen, um zu einer bestimmten Tageszeit etwas gemeinsam zu erleben. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Kreativität ist hier der Schlüssel. Wichtig ist nur: Beständigkeit. Auch wenn es zunächst unromantisch klingt, Liebe ist planbar. Kleine Augenblicke, wie zum Beispiel regelmäßig das Bild des Mittagessens mit dem/der Partner*in zu teilen oder ein Foto vom Mond zu machen, sobald sich dieser am Himmel zeigt und man ihn entdeckt, können eine Beziehung festigen. Auf diese Art können Paare auf den ersten Blick unscheinbare Dinge miteinander erleben und ihre Bindung ausbauen. 
Auch auf Distanz können Paare gemeinsame Aktivitäten erleben. Natürlich wird es immer etwas umständlich bleiben, wenn man den/der Partner*in zum Beispiel auf eine Fahrradtour mitnimmt. Allerdings ist der Spaß vorprogrammiert, wenn einem vom Display des an der Lenkerstange montierten Smartphones der/ die Partner*in zulächelt, während man kräftig in die Pedale tritt. Ein zuverlässiges mobiles Netz vorausgesetzt, lässt sich so auch ein Ausflug zu zweit erleben. 

 

Sei mit dir selbst zufrieden

Bei aller Nähe, die sich auch über die Distanz aufbauen lässt, liegt ein weiterer Schlüssel zu einer erfolgreichen Fernbeziehung in den/der Partner*in selbst. Wer nicht mit sich selbst zufrieden ist, kann auch keine glückliche (Fern)Beziehung führen. Momente mit sich allein sind wichtig. Auch wenn die Unwägbarkeiten einer Fernbeziehung immer wieder belastend sein können, es gilt auch dem/der Partner*in und sich selbst, digitalen Abstand zu gewähren. Nicht immer ist es gleich ein riesiger Aufreger, wenn der/die Partner*in nicht sofort auf eine Nachricht antwortet. Eine Fernbeziehung muss auch Distanz zulassen. Ein/e Partner*in sollte eine Ergänzung sein, dein Leben aber nicht vollständig bestimmen. Wenn Paaren das gelingt, dann verliert auch der Songtext von Revolverheld und Antje Schomaker an Bedeutung. Denn dann muss man „Liebe auf Distanz“ gar nicht hassen, sondern kann ihr jede Menge Positives abgewinnen.